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Jeder Besuch, jede Führung im Blauen Haus ist anders. Das trifft auch für die Auseinandersetzung mit der Deportation in das Internierungslager Gurs und die damit verbundenen Breisacher Schicksale zu. Denn eine “Spurensuche Gurs” kann thematisch viele verschiedene Aspekte in den Mittelpunkt stellen: Jüdisches Alltags- oder Festtagsleben vor und während der Shoah, die Zeit christlich-jüdischen Zusammenlebens in guter Nachbarschaft, aber auch die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtübernahme in der Gemeinde, Diskriminierung und Verfolgung, Widerstand und stilles Heldentum, die Deportations- und Emigrationsschicksale, die Rückkehrer, die Gräber auf den Friedhöfen oder die Auseinandersetzung mit Erinnerungsorten in Breisach selbst.
Das Team des Blauen Hauses ermutigt alle, die einen individuellen Besuch, eine Führung oder einen Workshop planen, einen für sich selbst oder die jeweilige Zielgruppe passenden thematischen Zugang zu finden und in einen Dialog mit der jeweiligen Gruppe zu kommen.
Das Blaue Haus, ein ehemaliges Wirtshaus und jüdisches Gemeindehaus, kann stets als zentrales Objekt jeder Führung oder Annäherung an die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Breisach betrachtet werden. Gelegen mitten im ehemaligen jüdischen Viertel sind Geschichte und Geschichten seiner Bewohner:innen direkt nachvollziehbar. Ihr Verlust nach Vertreibung, Deportation oder Emigration ist hier erfahrbar.
Das Archiv der Gedenk-, Bildungs- und Forschungsstätte, ihre Bibliothek sowie der digitale Raum, mit Website und Youtube-Kanal, bieten für jeden der genannten Schwerpunkte eine Vielzahl von Quellen und Materialien. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Bibliothek
Der Bibliotheksbestand des Blauen Hauses enthält im November 2022 etwa 5.300 Medien und ist an den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB) angeschlossen. Während der Präsenzzeiten können die Medien vor Ort gelesen und ausgeliehen werden. Der Bestand kann online recherchiert werden, Fernleihen sind möglich.
Dauerausstellungen
Die Dauerausstellungen und eine Stadtführungs-App ermöglichen jeweils unterschiedliche Sichtweisen auf die Entwicklung und Erfahrungen der Jüdischen Gemeinde durch die Jahrhunderte sowie einzelner Gemeindemitglieder.
Die Dauerausstellung “Jüdisches Leben in Breisach 1931” konzentriert sich auf einen konkreten kurzen Zeitabschnitt vor der nationalsozialistischen Herrschaft und gleichzeitig auf eine bestimmte Zeit im Jahres- bzw. religiösen Festkalender: die Tage des Pessachfestes. Das Alltagsleben der Kantorenfamilie Eisemann und der jüdischen Gemeinde Breisachs werden in den ehemaligen Wohnräumen der Familie und dem Gemeindezimmer (nach Zerstörung der Synagoge im Novemberpogrom 1938 richtete die Gemeinde hier im März 1939 einen geheimen Betraum ein) lebendig. Die visuelle Ausstellung wird ergänzt durch zwei Hörstationen, an denen zwei 1,5 resp. 5-minütige Hörspiele nach wahren Begebenheiten in deutscher und englischer Sprache verfügbar sind.
“Nach der Shoah” ist eine Dauerausstellung mit einer Hörstation (deutsch/englisch). Der Raum gibt Auskunft über die Lebenswege der Familie Eisemann nach der Shoah. Sammlungsobjekte in einem Schaudepot helfen dabei, die Alltags- und Festkultur sowie das Wirtschaftsleben kennenzulernen. Außerdem kann man erfahren, was den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Breisachs widerfahren ist.
Die Dauerausstellung “Gurs 1940. Die Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden” (deutsch/ französisch) ist im Garten des Blauen Hauses zu sehen.Die gekürzte Ausstellung der Berliner Gedenkstätte “Haus der Wannsee-Konferenz” wurde vom Blauen Haus mit zehn Tafeln zur Lokalgeschichte ergänzt. Bundesweit ist diese Ausstellung bislang nur in Breisach als Dauerausstellung zu besuchen. Sie ist ebenfalls digital abrufbar und liegt in einer gedruckten Fassung im Zeitungsformat vor.
Sammlungen
Briefe
Das Blaue Haus besitzt eine umfangreiche Briefsammlung, die im Zusammenhang mit der Deportation in das Internierungslager Gurs, der Zeit davor und danach steht. Briefe der Familien Bähr, Bergheimer, Blum, Breisacher, Geismar, Levy, Rosenberg und Uffenheimer liegen in Kopie oder als Originale vor. Ein Teil davon ist bereits inventarisiert, gescannt und transkribiert. Insbesondere die bedeutende und sehr umfangreiche Briefsammlung der Familie Bähr bietet Material für Forschungsarbeiten, zu denen das Blaue Haus einlädt.
Viele Briefe geben Aufschluss über die Lebensbedingungen im Lager, über die Not und die Versuche, die Situation zu verbessern. Die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander werden deutlich. Bitten und Appelle werden formuliert, Lebensmittel, Kleidung und Geld zu schicken und bei dem Beschaffen der lebenswichtigen Papiere zu helfen. Deutlich werden in den Briefen die Verzweiflung, Sorgen und Ängste, aber auch Hoffnung und Dankbarkeit sichtbar.
Die Briefe sind auf unterschiedlichen Wegen in das Archiv gelangt. In der Folge “Briefe – Lebenszeichen aus Gurs” aus unserem Videocast SPURENSUCHE GURS ist mehr darüber zu erfahren.
Briefsammlung der Breisacher Familie Rosenberg
Der kommentierte Briefwechsel der Familie Rosenberg wurde erstmals 2007 unter dem Titel “Wohin wird uns das Schicksal schleudern? Uns ist oft so bang” öffentlich gelesen. Er lässt – wie die Briefe der oben genannten Familien – das historische Geschehen aus dem Erleben der Verfolgten erfahren. Das Besondere: die Briefe sind als Lesung gruppiert und kommentiert.
Während der Jahre der Verfolgung und Flucht verständigten sich die Familienmitglieder über Briefe und Postkarten, berichteten von ihren Sorgen und sprachen sich Mut und Hoffnung zu. Die 110 Schreiben spiegeln das Geschehen in Deutschland, USA, Palästina und im Lager Gurs wider. Sie zeugen vom Zusammenhalt einer Familie in Not.“Die Briefe der Familie Rosenberg aus Breisach 1938–1946” wurden 2022 von der “Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg” in der Reihe “Jüdische Spuren” herausgegeben.
Fotografien
Mehr als 300 Fotografien sind inzwischen inventarisiert und gescannt. Sie stehen für die Forschung, für Führungen, für die Nachfahren der jüdischen Familien und Workshops mit Schülerinnen und Schülern zur Verfügung. Zu ihnen gehören Familien- und Gruppenfotos, Portraits oder Straßenszenen. Einige wenige Fotos können den Menschen, die nach Gurs deportiert wurden, zugeordnet werden.
Objekte
Das Blaue Haus besitzt eine eigene Sammlung an Objekten. Eine Auswahl davon wird im Raum “Nach der Shoah” in einem Schaudepot ausgestellt. Eine Sprudelflasche aus der Fabrik von Max Dreyfuss, ein Bierkrug mit der Inschrift H. Günzburger und ein Kleiderbügel mit der Aufschrift “Kaufhaus Gustav Judas Ihringen a. Kaiserstuhl” stammen aus dem Geschäfts- und Wirtschaftsleben. Eine vierfarbige Ansichtskarte vom Breisacher Münster, im Vordergrund ist das Gutgesellentor zu erkennen, wurde in der Druckerei von Jacob Rosenberg hergestellt. Sie befand sich am Breisacher Marktplatz. Das Werbeplakat für die Breisacher Möbelhalle “Dreifuß” gibt einen Hinweis auf das gleichnamige Geschäft, das Leo Dreifuß in der Sternenhofgasse betrieb.
Gebetbücher und Mesusot gehören zum religiösen Alltag ihrer Besitzer:innen. Teile eines Kaffeeservice aus Meißener Porzellan gibt Aufschluss über die bürgerliche Wohnkultur seiner Nutzer:innen. Im Internierungslager Gurs wurden ein Kinderstuhl und ein Serviettenring hergestellt, ein drittes Objekt aus Gurs ist eine kleine Holzschachtel mit Schachfiguren. Jedes einzelne Objekt bietet einen Zugang zu Fragen der Herkunft, seinen Besitzer:innen, des verwendeten Materials, der Nutzung und des historischen Kontexts. Sie alle sind Teil der Stadtgeschichte.
Stadtführung “Jüdisches Leben in Breisach”:
Die audiovisuelle Tour führt auf Deutsch, Englisch und Französisch durch Breisach. 15 Stationen ermöglichen Streifzüge durch 700 Jahre Stadtgeschichte und das vielfältige jüdische Leben vor der Shoah. Die Geschichte der Münsterstadt und ihrer jüdischen Gemeinden wird darin aus den Perspektiven von Elaine Wolff und Hans David Blum erzählt, deren Familien viele Generationen in Breisach ansässig waren. Hörstücke, Fotografien und vertiefende Dokumente ergänzen den Rundgang. Die App ist über Smartphone/ Tablet HIER frei abrufbar. Die Tour sollte vor einer Führung heruntergeladen werden, um unabhängig vom Internetzugang zu sein.
Youtube Kanal Blaues Haus Breisach
Youtube Kanal Blaues Haus Breisach
Filme
Das Elternhaus. Ralph Eisemann und das ehemalige jüdische Gemeindehaus Breisach,
Imago-Film BK, Freiburg 2004.
Judengasse. Der Faden ist gerissen, Imago-Film BK, Freiburg 2001.
Videos
Videocastreihe “Spurensuche Gurs”
In einer Gesprächsreihe mit zehn Folgen nähert sich das Team des Blauen Hauses der Deportation 1940 und dem Alltag im französischen Internierungslager Gurs. Ausgangspunkt sind die Bildergeschichten von Horst Rosenthal, die er dort 1942 gezeichnet hat. Dazu zählt “Mickey Mouse in Gurs”. Darin schildert er den Alltag im Lager aus der Sicht der populären Comicfigur. Horst Rosenthal wurde 1915 in Breslau geboren und 1942 in Auschwitz ermordet.Im Gespräch mit Expert:innen werden die in den Geschichten enthaltenen Narrative herausgearbeitet und die Bilder und Texte zum Leben erweckt. Diese machen neugierig und laden dazu ein, Fragestellungen zu entwickeln und ihnen nachzugehen.
# 1 – „Mickey au Camp de Gurs“.
Olivia Schneller und Gabriele Valeska Wilczek stellen die Bildergeschichte von Horst Rosenthal vor
# 2 – Die Brüder Rosenthal.
Das Blaue Haus im Gespräch mit dem Soziologen und Erziehungswissenschaftler Dr. Bernd Hainmüller, Freiburg.
# 3 – Sprechen über “Mickey au Camp de Gurs”,
mit Dr. Daniel Hoffman, Universität Köln.
# 4 – Briefe – Lebenszeichen aus Gurs,
mit Dr. Christiane Walesch-Schneller.
# 5 – Die Großeltern in Gurs oder “Das Vermächtnis der sieben Schachteln”. Das Blaue Haus im Gespräch mit Dory Sontheimer, Barcelona.
# 6 – Die Bildergeschichten von Horst Rosenthal.
Im Gespräch mit Dr. Pnina Rosenberg, Haifa (in englischer Sprache).
# 7 – “La journee d’un hébergé” (dt. “Tagesablauf eines Gastes”) von Horst Rosenthal,
gelesen und reflektiert von Olivia Schneller und Gabriele Valeska Wilczek .
# 8 – “Petit guide à travers le camp de Gurs” (dt. “Kleiner (Reise-)Führer durch das Camp Gurs”), gelesen und reflektiert von Olivia Schneller und Gabriele Valeska Wilczek.
# 9 – Was erzählt das Lili Jacob Album?
Dr. Christoph Kreutzmüller, Berlin, im Gespräch mit Dr. Christiane Walesch-Schneller.
# 10 – Film- und Bilddokumente der Deportation nach Gurs,
Dr. Christoph Kreutzmüller, Berlin, im Gespräch mit Dr. Christiane Walesch-Schneller.
Vorträge
Dr. Bernd Hainmüller:
“Die Eisenbahnbrücke in Breisach: Der letzte Blick auf die Heimat”,
(23.10.2020, Breisach)
Dr. Bernd Hainmüller und Dr. Christiane Walesch-Schneller haben sich in ihrem Artikel “Die Rheinbrücke Breisach. Der letzte Blick auf die Heimat der badischen Deportierten nach Gurs, 22./23. Oktober 1940” die Frage nach dem Weg gestellt, den die Züge mit den Verhafteten genommen haben. Der Beitrag ist in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 168 (2020) erschienen. Die Forschungsergebnisse wurden auch in diesem Vortrag präsentiert.
Raul Hilberg:
“Die Zurückdrängung des Gewissens in der NS-Zeit”, Frühjahrstagung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung, Freiburg 17.3.2001.
Raul Hilberg:
“Über „Erinnerungsarbeit. Zur Integration des Wissens um die Judenvernichtung in die Gedenk- und Erinnerungsarbeit”, 14. Jahrestagung der Alemannia Judaica, Breisach 18.3.2001.
Dr. Robert Neisen: “Terror, Brot und Spiele: Breisach im Nationalsozialismus” (22.10.2020, Breisach)
Teil I, Teil II, Teil III
Das Blaue Haus hat den Historiker Dr. Robert Neisen beauftragt, der bisher wenig erforschten Rolle des Nationalsozialismus in der Stadt Breisach nachzugehen. Seine Forschungsergebnisse wurden am 22.10.2020 erstmals in einem Vortrag vorgestellt, der über den YouTube-Kanal des Blauen Hauses wie über die eigene Webseite abrufbar ist.
Website
Die Website des Blauen Hauses www.blaueshausbreisach.de ermöglicht erste Erkundungen zur Geschichte des Hauses, des Fördervereins und der Juden in Breisach. Sie dokumentiert das Projekt “Spurensuche Gurs”, für das der Förderverein von 2020 - 2022 vom BKM (die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) gefördert wurde. Veranstaltungen und laufende Projekte werden hier wie auf den sozialen Medien facebook und instagram vorgestellt.
Beispiel zur Hausgeschichte
Ein Abriss der vielschichtigen Geschichte des Blauen Hauses zeigt Dokumente wie Hauspläne des Landesdenkmalamtes mit der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert oder den Kaufvertrag des Hauses aus dem Jahr 1829.
BRIEFE AN DEN BRUDER INS ARGENTINISCHE EXIL
Baumann, Ulrich: Zerstörte Nachbarschaften. Christen und Juden in badischen Landgemeinden 1862–1940, Hamburg 2000.
Bergheimer, Kurt: Zeitzeugenbericht, 22./23. Oktober 1940. Deportation Mannheimer Juden nach Gurs, hgg. vom Schulverwaltungsamt Mannheim, Mannheim 2000, Zitat online unter: www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/landeskunde-landesgeschichte/module/bp_2016/nationalsozialismus_und_zweiter_weltkrieg/die-deportation-der-mannheimer-juden-nach-gurs/ab7c.pdf [Zugriff: 29.11.2022].
Blum, Hans David: Juden in Breisach, (Hg.) Erhard Roy Wiehn, Konstanz 1998.
Boll, Günter / Kornweitz, Josef Arie: Das jüdische Gemeindehaus in Breisach am Rhein. Eine Annäherung, Hrsg. Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus, Breisach 2000.
Boll, Günter: Die Entstehung der letzten jüdischen Gemeinde in Breisach am Rhein, in: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“, 119. Jahresheft, Freiburg i. Br. 2000, S. 61–69.
Boll, Günter: Die erste jüdische Gemeinde in Breisach am Rhein, in: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“, 119. Jahresheft 2000, Freiburg i. Br. 2000, S. 55–60
.Boll, Günter: Der jüdische Friedhof bei Mackenheim im Unterelsass, in: Maajan. Die Quelle, 15. Jg. Heft 59, S. 1787.
Dreyfuss, Louis: Untergetaucht und überlebt. Aus Breisach am Rhein mit der Fremdenlegion in Nordafrika und nach traurigem Wiedersehen in Gurs als Kleinbauer in Frankreich überlebt nach Breisach zurückgekehrt; 1933–1945, unter Mitarbeit von Marie-Elisabeth Rehn, hrsg. von Erhard Roy Wiehn, Konstanz 2010.
Dreifuss Goldstein, Alice: Normale Bürger – widrige Zeiten, Hrsg. Deutsch-Israelischer Arbeitskreis Südlicher Oberrhein e.V., Konstanz 2009.
Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach (Hg.): Blaue Hefte 1, Die Synagoge brennt, Freiburg 2010.
Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach (Hg.): Blaue Hefte 2, Bald wird der Winter vorüber sein, Günter Boll 1940–2012, Freiburg 2017.
Frank, Werner: The Curse of Gurs. Way Station to Auschwitz, CreateSpace Independent Publishing Platform 2012.
Fröba, Arno / Wein, Friedrich: Das Führerhauptquartier “Tannenberg” im Nordschwarzwald, Königsfeld 2020.
Gerber, Miriam, geb. Sondheimer, Tagebuch, in: Monika Richarz (Hg.): Jüdisches Leben in Deutschland, Stuttgart 1976.
Gottwaldt, Alfred / Schulle, Diana: Die “Judendeportationen” aus dem Deutschen Reich 1941–1945. Eine kommentierte Chronologie, Wiesbaden 2005.
Groszman, Gabriel: Wie unendlich traurig. Deportiertenpost aus dem Camp de Gurs und anderen südfranzösischen Internierungslagern 1939–1942, hgg. von Erhard Roy Wiehn, Konstanz 2019.
Groszman, Gabriel: Semi Uffenheimer. Jüdische Familiengeschichten aus Breisach, Lörrach, Bühl, Graben in Baden und in Argentinien 1902–1981–2013, hgg. von Erhard Roy Wiehn, Konstanz 2013.
Gurs - ein Internierungslager, Südfrankreich 1939 - 1943: Aquarelle, Zeichnungen, Fotografien, Sammlung Elsbeth Kasser, hgg. von der Elsbeth-Kasser-Stiftung, Basel 2009.
Hainmüller, Bernd / Walesch-Schneller, Christiane: Die Rheinbrücke Breisach. Der letzte Blick auf die Heimat der badischen Deportierten nach Gurs, 22./23. Oktober 1940, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 168, hgg. vom Generallandesarchiv Karlsruhe, Karlsruhe 2020.
Haselier, Günther: Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Band 3, Der Sturz in den Abgrund 1890–1945, Breisach a. Rh. 1985.
Hilberg, Raul: Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 2, Frankfurt/M. 1997.
Israelitische Religionsgemeinschaft Baden (Hg.): Jüdische Kinder im Lager Gurs. Gerettete und ihre Retter*innen. Fluchthilfe tut not – eine notwendige Erinnerung, Brändle, Brigitte und Gerhard, Karlsruhe 2020, als PDF abrufbar unter: https://irg-baden.de/de/pressebereich?file=files/download/pressemeldungen/2020/PM-201020-Gurs-Kinderrettung-IRG-Dokumentation.pdf [Zugriff: 29.11.2022]
Keller, Volker: Jüdisches Leben in Mannheim, Mannheim 1995.
Klarsfeld, Serge: Vichy - Auschwitz. Die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der “Endlösung der Judenfrage” in Frankreich, Nördlingen 1989.
Klarsfeld, Serge: Le mémorial des enfants juifs déportés des France, Paris 1995.Klein, Gebhard: Breisach im Dritten Reich. Ein Versuch, Breisach 1995.
Lang, Jochen von (Hg.): Das Eichmann Protokoll. Tonbandaufzeichnungen der israelischen Verhöre, Frankfurt 1982.
LpB Baden-Württemberg (Hg.): Es war ein Ort, an dem alles grau war. Die Deportation der badischen Jüdinnen und Juden nach Gurs im Oktober 1940, Stuttgart 2020.
Maier, Louis: Schweigen hat seine Zeit, Reden hat seine Zeit. Ein Sohn spricht vom Leben und Schicksal der Jüdischen Gemeinde in Malsch, hgg. von der Gemeinde Malsch, Ubstadt-Weiher 2000.
Meyer-Moses, Hanna: Reise in die Vergangenheit. Eine Überlebende des Lagers Gurs erinnert sich an die Verfolgung während der NS-Diktatur, hgg. von der Evangelischen Landeskirche in Baden, Ubstadt-Weiher/ Heidelberg/ Neustadt a.d.W./ Basel 2009.
Mittag, Gabriele: “Es gibt Verdammte nur in Gurs” – Literatur, Kultur und Alltag in einem französischen Internierungslager 1940-1942, Tübingen 1996.
Nachama, Andreas/ Hesse, Klaus (Hrsg.): Vor aller Augen. Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums. Fotografien aus Lörrach 1940, Berlin/ Leipzig 2018.
Niedermann, Paul: Briefe – Gurs – Lettres. Briefe einer badisch-jüdischen Familie aus französischen Internierungslagern, hgg. vom Stadtarchiv Karlsruhe / Ernst Otto Bräunche, Karlsruhe 2011.
Rappenecker, Monika (Hg.): Nazi-Terror gegen Jugendliche. Verfolgung, Deportation und Gegenwehr in der Region Freiburg, Ubstadt-Weiher / Heidelberg / Neustadt a.d.W. / Basel 2016.
Raymes, Frederick / Meʾir, Menaḥem: Aus Hoffenheim deportiert. Menachem und Fred. Der Weg zweier jüdischer Brüder, Hrsg. Heimatverein Hoffenheim, 3. Aufl., Ubstadt-Weiher / Heidelberg / Neustadt a.d.W. / Basel 2009.
Reckendorf, Lili: Wir gingen stumm und tränenlos, in: Alemannisches Judentum. Spuren einer verlorenen Kultur, hgg. von Manfred Bosch, Eggingen 2001.
Pnina Rosenberg: Mickey Mouse in Gurs – humour, irony and criticism in works of art produced in the Gurs internment camp. In: Rethinking History: The Journal of Theory and Practice, Volume 6, 2002 – Issue 3, S. 273–292.
Rosenthal, Theodor: Tagebuchaufzeichnungen vom 22.10.1940 bis März 1945; Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933–1945, Frankfurt am Main, Sign. EB autograph 0130
Schellinger, Uwe / Oswald, Rolf / Hoferer, Egbert: Deportiert aus Nordrach. Das Schicksal der letzten jüdischen Patientinnen und Angestellten des Rothschild-Sanatoriums, herausgegeben vom Historischen Verein für Mittelbaden, Mitgliedergruppe Nordrach, Zell am Harmersbach 2009.
Schindler, Angelika: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden, Baden-Baden 2013.
Schramm, Hanna: Menschen in Gurs. Erinnerungen an ein französisches Internierungslager (1940–1941), Worms 1977.
Schuhbauer, Rolf: “Nehmt dieses kleine Heimatstück”: Spuren und Stationen der Leidenswege von Müllheimer und Badenweiler Juden zwischen 1933 und 1945, 2. Aufl., Eggingen 2001.
Schwarz, Emma: Emmendingen – Gurs – Johannesburg. Bericht der Emmendinger Jüdin Emma Schwarz über ihren NS-Leidensweg und ihre nachfolgende Auswanderung zu ihrem Sohn nach Südafrika, Emmendingen 1999.
Specht, Adrian: Breisach–Gurs–New York. Verfolgung, Internierung und Emigration badischer Juden am Beispiel der Familie Bähr 1933–1945, Freiburg 2017.
Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hg.): Sterbebücher von Auschwitz, Bd. 3: Namensverzeichnis M - Z, München / New Providence / London / Paris 1995.
Stadtarchiv Karlsruhe (Hg.): Geschichte und Erinnerungskultur. Die Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden in das Lager Gurs, Karlsruhe 2011.
Teschner, Gerhard: Die Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden am 22. Oktober 1940. Vorgeschichte und Durchführung der Deportation und das weitere Schicksal der Deportierten bis zum Kriegsende im Kontext der deutschen und französischen Judenpolitik, Frankfurt am Main 2002 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften; 930)
Walesch-Schneller, Christiane: Josef Schillinger, in: Täter, Helfer, Trittbrettfahrer, Bd. 6: NS-Belastete aus Südbaden, S. 281-300, hgg. von Proske, Wolfgang, Stuttgart 2017.
Weinstock, Rolf: Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands. Häftling Nr. 59 000 erzählt von dem Schicksal der 10.000 Juden aus Baden, aus d. Pfalz u. aus d. Saargebiet in den Höllen v. Dachau, Gurs-Drancy, Auschwitz, Jawischowitz, Buchenwald, Singen (Htw.) 1948.
Wiebel, Eva: Das gesellschaftliche Umfeld der Familie Geismar – jüdische Familien in Breisach im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Unveröffentlichter Vortrag auf der Tagung “Die Gründerfamilien der jüdischen Gemeinde von Breisach: die Geismars in Baden und im Elsaß” (27.6.–1.7.04) am 28.6.04 in Breisach.
Wiehn, Erhard Roy (Hg.): Gurs und Rivesaltes. Zwei französische Internierungslager im Zweiten Weltkrieg in den Erinnerungen Überlebender, Konstanz 2022.
Wiehn, Erhard Roy (Hg.): Oktoberdeportation 1940. Die sogenannte “Abschiebung” der badischen und saarpfälzischen Juden in das französische Internierungslager Gurs und andere Vorstationen von Auschwitz. 50 Jahre danach zum Gedenken, mit Beitr. von O. Althausen, J. L. Ansbacher, G. Brändle u.a., Konstanz 1990.
Zahlten, Richard: Meine Schwester starb in Auschwitz. Gedenkbuch für Dr. Johanna Geissmar und ihre Familie, Lahr 2000.
A
Anschluss 1938
Die Besetzung Österreichs durch deutsche Wehrmacht, SS und Polizei im März 1938, die darauf folgende Eingliederung in das Deutsche Reich und die Machtübernahme der NSDAP in Österreich wurden von den Nationalsozialisten als “Anschluss” bezeichnet.
Antisemitismus
Antisemitismus wird jede pauschale Form von Judenhass, Judenfeindlichkeit und Judenfeindschaft genannt. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische Personen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Institutionen oder religiöse Einrichtungen.
Im 19. Jahrhundert setzte sich dieser Begriff in Europa durch, zunächst war er ab 1879 die Eigenbezeichnung von Antisemiten. Jüdinnen und Juden wurden als mächtige und weltverschwörerische Gruppe definiert, die gefährlich und deshalb zu bekämpfen sei. Die NSDAP radikalisierte den Antisemitismus, indem sie „Juden“ als mächtige „Gegenrasse“ zu den „arischen Germanen“ setzte. Der Völkermord an Jüdinnen und Juden lag in der Logik dieses rassistischen Antisemitismus, der von einem unausweichlichen Kampf der „Rassen“ ausging.
Auschwitz: Komplex aus mehreren Konzentrations-, Vernichtungs- und Arbeitslagern
Reichsführer-SS Heinrich Himmler gab den Auftrag zur Errichtung eines Konzentrationslagers in Auschwitz (Oświęcim) im heutigen Polen. Dies lag unter anderem an den dort gegebenen guten Verkehrsverbindungen. Ab Mai 1940 wurde von der SS in einem Vorort der Stadt eine alte Kaserne zum Stammlager (Auschwitz I) ausgebaut. Zunächst wurden hier polnische Häftlinge gefangen gehalten.
Mit dem Bau des Lagers Birkenau (Auschwitz II) in 1,5 km Entfernung wurde ab Frühjahr 1941 begonnen. In sechs km Entfernung entstand der Industriekomplex Monowitz (Auschwitz III), zunächst als “Buna-Lager” (Herstellung von Kautschuk), später als eigenständiges KZ. Hier verrichteten die Häftlinge Zwangsarbeit.
Der Komplex Auschwitz wurde von der SS kontinuierlich planerisch und bautechnisch weiterentwickelt und zum größten Konzentrationslager Europas mit mehr als 47 Außenlagern ausgebaut. Mit der Entscheidung der Nationalsozialisten Mitte 1941 für das Mordprogramm an den Jüdinnen und Juden Europas, wurde Auschwitz II zu einem der im besetzten Polen geplanten Tötungszentren entwickelt. Ab Frühjahr 1942 wurden Transporte mit Häftlingen aus ganz Europa hierher geleitet.
Die SS baute im Stammlager und in Birkenau insgesamt sieben Gaskammern, die erste befand sich im Stammlager, wo auch die ersten Morde mit dem Gas Zyklon B durchgeführt wurden. Die anderen großen Gaskammern errichtete die SS in Birkenau. Bis die großen Gaskammern II, III, IV und V gebaut und ab März 1943 in Betrieb genommen wurden, nutzte die SS zwei zu Gaskammern umgebaute Bauernhöfe. Auschwitz war der zentrale Ort des Massenmordes an den europäischen Jüdinnen und Juden. 90 % der rund 1.100.000 Menschen, die in Auschwitz ums Leben kamen, waren jüdischer Herkunft. Die anderen Opfergruppen waren vor allem Sinti und Roma, Polen und sowjetische Kriegsgefangene.
B
Bar Mizwa/ Bat Mizwa
Bar Mizwa ist der hebräische Ausdruck für „Sohn des Gesetzes“ oder „Sohn der Pflicht“ und bezeichnet die Aufnahme des 13-jährigen Jungen als Erwachsenen in die jüdische Gemeinde. Am Sabbat nach seinem 13. Geburtstag wird der Junge in der Synagoge erstmals aufgerufen, aus der Tora zu lesen. Die Mädchen werden mit zwölf Jahren religionsmündig. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Bat Mizwa („Tochter des Gesetzes“) ebenfalls gefeiert. In einigen Reformgemeinden dürfen dann auch Mädchen aus der Tora lesen.
Boykott
Boykott bedeutet den Ausschluss von Personen, Firmen oder Staaten aus dem geschäftlichen, politischen oder sozialen Geschehen. Im Nationalsozialismus wurde die nicht-jüdische Bevölkerung zum Beispiel dazu aufgerufen, nicht in jüdische Geschäfte zu gehen. Damit sollten Juden aus dem Wirtschaftsleben ausgeschlossen werden.
C
CIMADE (Comité Inter-Mouvements Auprès Des Évacueés)
Dabei handelte es sich um eine französische protestantische Frauenorganisation, die 1939 zur Unterstützung aus Lothringen und dem Elsass Evakuierter gegründet wurde. Sie half ab 1940 auch Deportierten, Flüchtlingen und Vertriebenen im Lager Gurs.
D
Dachau, KZ
Nahe der Kleinstadt Dachau bei München wurde Ende März 1933 Deutschlands erstes, als Dauereinrichtung gebautes Konzentrationslager errichtet. Von insgesamt über 200.000 Inhaftierten kamen in Dachau über 30.000 ums Leben. Siehe auch Konzentrationslager
Drittes Reich
Die Nationalsozialisten sahen sich in folgender Tradition und Reihenfolge: Zunächst gab es das erste deutsche Reich vom Mittelalter bis zum Jahr 1806, nämlich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Das zweite Reich war das Deutsche Kaiserreich von 1871 bis 1918. Die Bezeichnung “Drittes Reich” war entsprechend eine Selbstbezeichnung der Nationalsozialisten, die die Größe und Macht ihrer Herrschaft symbolisieren sollte.
E
Euthanasie
Das Wort „Euthanasie“ kommt aus dem Griechischen. Es bedeutet eigentlich „leichter, schöner Tod ohne Einwirkung von außen“. Die Nationalsozialisten veränderten den Sinn des Wortes. Sie waren überzeugt davon, dass Behinderte kein Recht auf ein normales Leben hätten und der Gesellschaft Geld kosteten. Deshalb töteten sie zwischen 1939 und 1945 mehr als 120.000 behinderte und psychisch kranke Kinder und Erwachsene. Die Nationalsozialisten nannten den Mord beschönigend „Euthanasie“.
G
Germanisierung
“Germanisierung” bedeutet im weiten Sinne die (freiwillige oder forcierte) Angleichung an die deutsche Sprache und Kultur. Sie wurde schon von der preußisch-deutschen Verwaltung im Kaiserreich 1871–1918 gegenüber den nationalen Minderheiten betrieben. Während der NS-Zeit wurde eine radikalisierte Form der Germanisierungspolitik betrieben, die auch Vertreibung und Mord einschloss. Betroffen waren zum Beispiel Franzosen im Elsass und in Lothringen sowie in besonderem Maße Polen in den Ostprovinzen der Germanisierungspolitik der Nationalsozialisten ausgesetzt. Der Gebrauch der polnischen Sprache im Schulunterricht wurde stufenweise verboten, ebenso Französisch im Elsass. Für die „Stärkung des deutschen Elements“, d. h. die Ansiedlung von Deutschen, wurden vom Staat erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt. Das nationalsozialistische Regime setzte die Germanisierungspolitik seit 1939 im Generalgouvernement mit äußerster Brutalität fort.Martin Broszat, Zweihundert Jahre deutsche Polenpolitik. 1972.
Gestapo (Geheime Staatspolizei)
Die Gestapo war die politische Polizei des NS-Regimes. Sie bekämpfte alle Gruppen, die es als Feinde einstufte. Dazu gehörten politische Gegner:innen, aber auch Juden, Homosexuelle, Zigeuner und "Asoziale". Die Gestapo konnte willkürlich Verhaftungen und Einweisungen in Konzentrationslager vornehmen. Kommandos der Gestapo verschleppten die jüdische Bevölkerung Europas in die NS-Vernichtungslager.
H
Hachscharah
Hachscharah waren Einrichtungen, in denen jüdische Jugendliche auf die Auswanderung vorbereitet wurden.
HICEM
Die Hilfsorganisation für die jüdische Auswanderung HICEM war ein Zusammenschluss von HIAS (Hebrew Immigrant Aid Society), ICA (Jewish Colonization Association) und EMIGDIRECT (Emigrationsdirectorium). Sie wurde 1927 gegründet und hatte ihren Sitz in Paris bis 1940, anschließend – bis zur Auflösung 1945 – in New York.
Hitler-Ludendorff-Putsch 1923
Der Hitler-Ludendorff-Putsch war ein am 9. November 1923 in München durchgeführter paramilitärischer Umsturzversuch unter der Führung von Adolf Hitler und General Erich Ludendorff. Das Hauptziel war die Absetzung der Reichsregierung. Der Putsch wurde aber niedergeschlagen. In der Folge wurde die NSDAP verboten. Hitler, Ludendorff und weitere Teilnehmer - darunter der spätere badische NSDAP-Gauleiter Robert Wagner - wurden verhaftet und vor Gericht gestellt. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde der 9. November zum Gedenktag an die Opfer unter den Teilnehmern des Putsches.
Holocaust / Shoah
Das altgriechische Wort Holocaust bedeutet ursprünglich Brandopfer. Damit wird heute die planmäßige Massentötung von Juden im Nationalsozialismus bezeichnet. Kontrovers ist die Benutzung des Begriffs Holocaust auch für andere große menschliche Unglücke oder gar für die Tötungen von Tieren. Ein anderes Wort für den Holocaust im Nationalsozialismus ist Shoah. Das ist ein Wort aus der hebräischen Sprache. Shoah heißt auf deutsch großes Unheil.
I
Ilot im Lager Gurs
Ein Ilot, französisch für "Häuserblock", bildete im Lager Gurs 25 bis 30 Baracken. In einer Baracke wurden 50 bis 60 Internierte untergebracht. Pro Person standen etwa 0,7 x 2 Meter Grundfläche zur Verfügung. Das Lager war für ungefähr 18.000 Internierte geplant und bestand aus 13 Ilots, die rechts und links einer asphaltierten Lagerstraße errichtet wurden. Siehe Kapitel “Das Lager”
K
Kollaboration
Die Kollaboration in Frankreich (1940–1944) bezeichnet die Zusammenarbeit und das gemeinsame Handeln von Franzosen mit der deutschen Besatzungsmacht auf französischem Staatsgebiet während des Zweiten Weltkrieges zwischen 1940 und 1944. Marschall Philippe Pétain forderte die staatliche Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich in seiner am 30. Oktober 1940 im französischen Rundfunk ausgestrahlten Ansprache. Zu ihr zählt aber auch jegliche sonstige Zusammenarbeit mit deutschen Dienststellen oder Personen außerhalb des französischen Staatsapparates.
Konzentrationslager (KZ)
Ab 1933 wurden im Deutschen Reich Konzentrationslager errichtet, um politische Gegner:innen auszuschalten. Später wurden auch Jüdinnen und Juden, Rom:nija und Sinti:zze, Geistliche, Zeug:innen Jehovas, sogenannte „Asoziale“, Homosexuelle und „feindliche“ Ausländer:innen dort inhaftiert. Unzählige Gefangene wurden in den Konzentrationslagern ermordet.Siehe Dachau und Komplex Auschwitz-Birkenau
L
Laubhüttenfest (Sukkot)
Das Laubhüttenfest ist eines der drei jüdischen Pilger- oder Wallfahrtsfeste (Pessach, Schawuot und Sukkot). Jüdinnen und Juden erinnern sich an das Leben ihrer Vorfahren während ihrer Flucht aus Ägypten. Es wird sieben Tage lang gefeiert im ersten Monat nach dem jüdischen Neujahrsfest vom 15. bis 21./22. Tischri. Der Name stammt von dem Brauch, in Erinnerung an die Wüstenwanderung, aus Ästen, Blättern und Stoffplanen eine Laubhütte (Sukka) unter freiem Himmel zu bauen – im Garten, auf dem Hof oder dem Balkon. Hier wird gegessen, gefeiert und es werden religiöse Texte gelernt. Falls das Wetter es zulässt, kann dort auch übernachtet werden.
M
Malgré-nous / Malgré-elles
Als Malgré-nous / Malgré-elles („wider unseren Willen“) werden die während des Zweiten Weltkrieges in die deutsche Wehrmacht oder Waffen-SS zwangsweise eingezogenen rund 100.000 Elsässer und 30.000 Lothringer bezeichnet.
N
Nationalsozialismus
Als "Nationalsozialismus" bezeichnete sich eine politische Bewegung. Sie entstand in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918). Die Nationalsozialisten machten sich die Not der Menschen zunutze und verfolgten ihre undemokratischen Ziele mit großem Fanatismus. Die Bewegung errichtete 1933 eine Diktatur in Deutschland. Es gab nur noch eine einzige Partei, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit ihrem "Führer" Adolf Hitler. Die Nationalsozialisten verfolgten nationalistische, militaristische, antisemitische (anti-jüdische) und rassistische Ziele. Sie wollten einen neuen Krieg gegen ihre Gegner aus dem Ersten Weltkrieg führen, besonders gegen die Sowjetunion.
Novemberpogrom 1938
Novemberpogrom bezeichnet antisemitische Ausschreitungen im Deutschen Reich, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 begannen. Sie endeten weitgehend im Laufe des 10. Novembers, teilweise dauerten sie aber noch mehrere Tage und Nächte an. Es wurden über 1.400 Synagogen und Betstuben zerstört, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert und jüdische Menschen erschlagen. Mehr als 30.000 Juden wurden in Konzentrationslager deportiert. Siehe auch Pogrom
O
OSE: ŒUVRE DE SECOURS AUX ENFANTS
OSE war eine 1912 in St. Petersburg von Ärzten gegründete Hilfsorganisation zum Schutz kranker jüdischer Kinder. Sie hatte Niederlassungen in vielen europäischen Ländern. Ihren Hauptsitz musste sie aus politischen Gründen immer wieder verlegen: 1923 nach Berlin, dann ab 1933 nach Paris. Nach der Besetzung Nordfrankreichs verlegte sie ihn in die unbesetzte Zone Frankreichs, 1943 nach Genf. Seit 1950 hat sie ihren Sitz wieder in Paris.
P
Pogrom (russ. für Verwüstung, Zerstörung, Massaker)
Pogrom ist die Bezeichnung für eine gewaltsame Verfolgung von Mitgliedern einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, meist einer religiösen oder ethnischen Minderheit. Sie geht einher mit Gewalttätigkeiten, Plünderungen und Vertreibungen. Seit den mittelalterlichen europäischen Judenverfolgungen diente der Begriff Pogrom vor allem zur Bezeichnung von Massenausschreitungen gegen Juden. Beginnend mit den Kreuzzügen kam es in Europa wiederholt zu Judenpogromen durch Christen. Sie waren zum einen religiös motiviert als Hass auf Andersgläubige, zum anderen hatten sie materielle Ursachen: wer z.B. seinen Gläubiger umgebracht hatte, war frei von Schulden. Die offene Gewalt gegen deutsche und österreichische Jüdinnen und Juden am 9./10. November 1938 und den folgenden Tagen, die Zerstörung der Synagogen im Deutschen Reich und die Deportation von jüdischen Männern in Konzentrationslager wird als „Reichspogromnacht“ bezeichnet. Ein verbreiteter und umstrittener Begriff bezieht sich auf das zerstörte Glas der Schaufensterscheiben: “Reichskristallnacht”.
R
Reichssicherheitshauptamt (RSHA)
Das RSHA wurde am 27. September 1939 - nur wenige Wochen nach dem Überfall auf Polen - gebildet. In ihm wurde die Sicherheitspolizei (Sipo, die Gestapo und Kriminalpolizei umfasste) mit dem Sicherheitsdienst (SD) der SS zusammengefasst. Geleitet wurde es zunächst von Reinhart Heydrich und ab 1943 von Ernst Kaltenbrunner. Als eines von 12 SS-Hauptämtern unterstand das RSHA wiederum dem Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler.
Reichsvereinigung der Juden in Deutschland
Die Bildung einer Reichsvereinigung der Juden in Deutschland wurde am 4. Juli 1939 durch die 10. Verordnung zum Reichsbürgergesetz von den nationalsozialistischen Machthabern angeordnet. Alle Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen als Juden galten, wurden zwangsweise darin eingegliedert und mussten Pflichtbeiträge entrichten. Diese Reichsvereinigung stand ab September 1939 unter Kontrolle des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), beziehungsweise der Gestapo, und hatte deren Anordnungen umzusetzen. Ausgenommen von der Pflichtmitgliedschaft waren vorerst noch Juden aus Mischehen; diese mussten jedoch später ebenfalls beitreten. In den Jahren 1939 bis 1941 versuchten die Funktionäre der Reichsvereinigung, möglichst vielen Juden bei der Flucht aus Deutschland behilflich zu sein. 1943 erfolgte ihre Auflösung, ihre letzten Funktionäre wurden ebenfalls deportiert.
Reichsvertretung der Deutschen Juden
Die Reichsvertretung der Deutschen Juden wurde am 17. September 1933 gegründet. Sie war eine Reaktion auf die gesellschaftliche und gesetzliche Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung als Akt der jüdischen Selbsthilfe. Diese Interessenvertretung wurde ein Dachverband für eine Vielzahl von jüdischen Organisationen, Verbänden und Ausschüssen. Rabbiner Leo Baeck war Präsident der Organisation.Ab 1939 wurde die Reichsvertretung dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unterstellt und zur Zwangsverwaltung der Juden gemacht. Sie wurde in Reichsvereinigung der Juden in Deutschland umbenannt.
Ribbentrop-Molotow-Abkommen
Damit bezeichnet man den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Dieser Vertrag wurde am 24. August 1939 für zehn Jahre geschlossen. Ein geheim gehaltenes Zusatzabkommen regelte die Aufteilung von Polen. Die Sowjetunion garantierte vertraglich dem Deutschen Reich, dass sie bei einer kriegerischen Auseinandersetzung Deutschlands mit Polen und den Westmächten neutral bleiben, also nicht eingreifen würde. Deutschland erkannte dafür sowjetische Interessensphären an.
S
Sturmabteilung der NSDAP (SA)
Die SA war eine paramilitärische Gliederung der NSDAP, die zur Zeit der Weimarer Republik an Aufmärschen beteiligt war und Werbung für die Partei betrieb. Die SA ging bei vielen Straßenkämpfen mit Gewalt gegen Linke vor. Schon vor der Machtübertragung an Adolf Hitler übte die SA Terror gegen Linke und Juden aus und errichtete dazu auch zeitweise eigene Folterstätten und KZ. Mitte 1934 wurde die SA aber als eigenständiger politischer Faktor von der NSDAP-Führung ausgeschaltet und ihr Anführer, Ernst Röhm, auf Befehl von Hitler ermordet. Danach verlor die SA an Bedeutung, blieb aber eine Massenorganisation.
Schutzgeld
Vom Ausgang des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert standen Juden unter dem alleinigen Schutz des jeweils herrschenden Fürsten. Er garantierte ihnen die Sicherheit von Person, Eigentum und Religion. Als Gegenleistung forderten die Fürsten von ihnen die Zahlung eines jährlichen Schutzgeldes und weitere Abgaben zu bestimmten Anlässen. Dafür erhielten die Juden ein zeitlich befristetes Niederlassungsrecht, teilweise auch mit Handelslizenz. Mit Beginn der Verleihung der Staatsbürgerschaft an einzelne Juden ab Ende des 18. Jahrhunderts und den geographischen und politischen Veränderungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Schutzjudensystem aufgegeben.
Schutzstaffel der NSDAP (SS)
Die SS war eine paramilitärisch aufgebaute Gliederung der NSDAP, die von 1929 bis 1945 von Heinrich Himmler als “Reichsführer-SS” (RF-SS) geleitet wurde. Bis Mitte 1934 unterstand sie der SA-Führung, inszenierte sich im Unterschied zu dieser aber als kleinere Elitetruppe. Die meisten Mitglieder gehörten bis zum Krieg der “Allgemeinen SS” an. Die SS expandierte jedoch permanent und erlangte immer größeren Einfluss. Ab 1936 unterstand dem RF-SS die gesamte deutsche Polizei und damit auch die Gestapo. Die SS betrieb die meisten KZ und einen eigenen Geheimdienst (Sicherheitsdienst = SD), baute bewaffnete Verbände auf (Waffen-SS), hatte eigene Forschungsinstitute und Wirtschaftsunternehmen, die mit KZ-Zwangsarbeiter:innen hohe Profite erzielten. SS-Angehörige waren an vielen Kriegsverbrechen beteiligt. Sie folterten und töteten Kriegsgefangene und Zivilisten. Sie waren verantwortlich für die Massenmorde in den Konzentrations- und Vernichtungslagern und vertrieben viele Menschen aus den von Deutschland besetzten Gebieten.
Sonderkommando
Das Sonderkommando des KZ Auschwitz-Birkenau war ein besonderes Arbeitskommando, das aus jüdischen Häftlingen des Vernichtungslagers bestand. Sie wurden dazu gezwungen, die Ermordung der Deportierten vorzubereiten, ihre Wertsachen zu sammeln und ihre Leichen anschließend in den Krematorien zu verbrennen. Diese Häftlinge lebten getrennt von anderen und hatten einige Privilegien, z.B. im Hinblick auf ihre Nahrung. Der KZ-Führung ging es bei der Einrichtung der Sonderkommandos auch um die psychische Schonung des SS-Personals. Die Zeugenschaft über den Massenmord sollte verhindert werden, deshalb waren diese Häftlinge todgeweiht. Sie wurden erschossen und durch andere Häftlinge ersetzt.
Synagoge
Synagogen sind die jüdischen Gotteshäuser. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „die sich versammelnde Gemeinde“.
V
Vernichtungslager
Vernichtungslager waren Lager zur Massentötung von Juden und anderen verfolgten Gruppen. Anders als in den Konzentrationslagern, die vor allem der Internierung und Ausbeutung der Arbeitskraft dienten, wurden in den seit Ende 1941 errichteten Vernichtungslagern die Menschen oft unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.
Die Existenz dieser „Tötungsfabriken“ im besetzten Polen und Weißrussland stand unter strengster Geheimhaltung. Über drei Millionen Menschen starben in den Gaskammern oder bei Massenerschießungen in Auschwitz-Birkenau, Belzec, Chełmno, Majdanek, Sobibor, Treblinka und Maly Trostinec.
Vichy-Frankreich
Nach dem Abschluss des Waffenstillstands-Abkommens zwischen Deutschland und Frankreich am 22. Juni 1940 wurde Frankreich in eine deutsch besetzte Nordzone, die allerdings auch die gesamte Atlantikküste im Süden einschloss, sowie in eine zunächst nicht besetzte Südzone geteilt. Dieser „Etat français“ genannte Staat wurde von einer Regierung mit Sitz in dem Badeort Vichy (Vichy-Regierung) unter Führung von Ministerpräsident Marschall Henri Philippe Pétain verwaltet. Im November 1942 besetzten Deutschland und Italien (einen kleineren Teil im Südosten) auch die bislang unbesetzten Teile Frankreichs. Die Gründe dafür lagen im Kriegsverlauf. Die von Italien besetzte südöstliche Zone wurde schließlich im Oktober 1943 auch von Deutschland besetzt.
W
Wehrmacht
Die Wehrmacht war die deutsche Armee zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie ging 1935 im Zuge der Wiederaufrüstung aus der Reichswehr hervor. Die Wehrmacht bestand aus dem Heer, der Kriegsmarine und der Luftwaffe. Verbände der Waffen-SS kämpften unter ihrem Oberkommando. 1946 wurde die Wehrmacht endgültig aufgelöst. Erst 1955 durfte die Bundesrepublik Deutschland wieder eine Armee haben: Die Bundeswehr wurde gegründet.
Glossar zusammengestellt und bearbeitet unter anderem aus:
Chronologie des Holocaust: http://www.holocaust-chronologie.de/glossar.htm
Glossar zum Lager Gurs: https://gurs.saarland/glossar
Glossar im Unterrichtsmaterial zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und der dortigen österreichischen Ausstellung: https://www.erinnern.at/media/5ad5a0bedc6249bc8268be1cb2dd4f06/auschwitz_unterrichten_erinnern-at_glossar.pdf; Informationen zur politischen Bildung – 307 – Jüdisches Leben in Deutschland
Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg – Errichtung und Festigung der Diktatur. Themenheft für junge Erwachsene und Bildungsanbieter, hrsg. vom Bundesverband Alphabetisierung, https://www.bildungsserver.de/BVAuG/Nationalsozialismus.pdf
Wikipedia https://de.wikipedia.org/
Gründung NSDAP-Gau Baden durch Gauleiter Robert Wagner
Gründung der NSDAP-Ortsgruppe Breisach
Landtagswahl: NSDAP erreicht 7 %
Reichstagswahl: NSDAP national stärkste Partei mit 33 %
Adolf Hitler Reichskanzler
Ernennung von Robert Wagner zum Reichskommissar für Baden
Breisach: Absetzung von Bürgermeister Adolf Meyer nach 24 Jahren Amtszeit; erzwungener Rücktritt der demokratischen Gemeinderäte; Ende August 1933: Gemeinderat in den Händen der NSDAP
Durchsetzung einer Ausgangssperre für Juden durch fanatische Breisacher Nazis (SA und SS)
Gefangennahme jüdischer Frauen und Männer, die von ihren Arbeitsstellen in Freiburg kommen, am Bahnhof und Einsperrung über Nacht im Rheintor (heute Museum für Stadtgeschichte)
Boykott jüdischer Geschäfte
Die ersten jüdischen Familien flüchten aus Breisach
Anordnung von Robert Wagner, alle im badischen öffentlichen Dienst beschäftigten Juden zu beurlauben; teilweise Rücknahme zu einem späteren Zeitpunkt, da sie nicht den reichsrechtlichen Regelungen entspricht
Ernennung Robert Wagners zum Reichsstatthalter von Baden
Innerparteiliche Gegner werden gewaltsam ausgeschaltet; SA-Chef Ernst Röhm u.a. werden ermordet
„Nürnberger Gesetze“: Ausschluss von Jüdinnen und Juden aus der deutschen Gesellschaft
Erlass des badischen Innenministeriums an alle Bezirksämter, Polizeipräsidien und Polizeidirektionen: Aufforderung zur Erstellung einer “Judenkartei”: vierteljährliche Aktualisierung
Putsch des spanischen Generals Franco, Beginn des Spanischen Bürgerkrieges
Bombardierung der spanischen Stadt Guernika durch Deutsche und Italienische Truppen
Anschluss Österreichs
Visumspflicht für Juden in der Schweiz
Evian Konferenz zur Hilfe für flüchtende Jüdinnen und Juden aus Nazideutschland ergebnislos
Ausweisung der Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit (ca. 17.000 Personen) aus dem Deutschen Reich
Novemberpogrom 1938: Zerstörung von Synagogen, jüdischen Einrichtungen und Geschäften
Pogrom in Breisach: Inbrandsetzung der Synagoge, Demolierung von Geschäften, Einschlagen von Fensterscheiben, Festnahme und Deportation von 38 Männern der jüdischen Gemeinde in das Konzentrationslager Dachau
„Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“, „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“
Erstes Sammellager für Ausländer in Frankreich (Rieucros bei Mende)
Einrichtung eines Betraums im Breisacher Gemeindezimmer als Ersatz für die zerstörte Synagoge
Ende des Spanischen Bürgerkrieges, Sieg von Diktator Francisco Franco
Internierung spanischer Republikaner und Freiwilliger der Internationalen Brigaden in französischen Lagern, u. a.; in Gurs allein 27.340 Inhaftierte bis Mai 1940
Beginn der räumlichen Trennung von „Juden“ und der nichtjüdischen Bevölkerung mit dem „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“
Volkszählung; gesonderte Erfassung jüdischer Menschen
Überfall Deutschlands auf Polen; Beginn des Zweiten Weltkrieges
Kriegserklärung Frankreichs und Großbritanniens an Deutschland; Evakuierung von Millionen Menschen aus den Orten beiderseits der französisch-deutschen Grenze
Evakuierung aus der „Roten Zone“: Organisierung nur für nicht-jüdische Breisacherinnen und Breisacher durch die NSDAP, z.B. in Bodenseegemeinden; jüdische Menschen mussten sich selbst eine Bleibe suchen, z.B. in Württemberg und München
Deportation von rund 4.000 Juden aus Wien, Mährisch-Ostrau und Kattowitz nach Nisko durch die Zentralstelle für jüdische Auswanderung Wien; Leitung Adolf Eichmann, Mitarbeiter: Josef Bürckel
Deportation von mehr als 1.000 Juden aus dem Gau Pommern, hauptsächlich aus Stettin, nach Lublin: Schaffung von Wohnraum für baltendeutsche „Rückwanderer“
Angriff der deutschen Truppen auf Niederlande, Belgien, Luxemburg, und Frankreich; im April Besetzung von Norwegen und Dänemark
Internierung sog. „unerwünschter Personen“ in französischen Lagern: Geflüchtete aus Deutschland und Österreich, französische Kommunisten und spanische Basken etc., insgesamt 14.795 Personen
Zweite Evakuierung der Breisacher nicht-jüdischen Bevölkerung an den Bodensee.
Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Paris
Marschall Pétain wird französischer Regierungschef, später dann Staatschef des État français mit Regierungssitz in Vichy
Waffenstillstandsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich; Auslieferung von deutschen Emigranten (Artikel 19 des Vertrages);
Einteilung Frankreichs in eine besetzte und eine unbesetzte Zone;
Internierung von ca. 9.280 „feindlichen Ausländern“ (davon 7.110 Deutsche und überwiegend Frauen) im Lager Gurs
Rückkehr der nicht-jüdischen Breisacher aus der zweiten Evakuierung in eine von französischem Artilleriefeuer zerstörte Stadt: 20 Häuser vollständig zerstört, 200 stark beschädigt; viele Wohnungen der jüdischen Familien blieben dagegen unzerstört
Adolf Hitler, weitere führende NS-Politker - darunter die Gauleiter Wagner und Bürckel - sowie Militärs treffen sich im Schwarzwald im “Führerhauptquartier” (FHQ) “Tannenberg” auf dem Kniebis. Vermutlich beraten sie hier auch über die später umgesetzten Deportationen der badischen und saarpfälzischen Jüdinnen und Juden
Rückkehr von ungefähr 65 jüdischen Breisacherinnen und Breisachern aus der (ersten) Evakuierung; ihre Wohnungen sind zum Teil besetzt und ausgeplündert
Einweihung der wiederhergestellten Zugbrücke bei Breisach
Verschleppung der jüdischen Einwohner nach Rouffach im Elsass in das Centre Psychiatrique auf Veranlassung der Breisacher NSDAP-Ortsgruppe; Rückkehr nach Interventionen der “Reichsvereinigung” Berlin und der badischen NS-Führung
Deutsche Verwaltung im quasi-annektierten Elsass und in Lothringen
Rückkehr der verschleppten Jüdinnen und Juden nach Breisach
Gesetz über die Internierung ausländischer Juden in Frankreich
Anordnung des badischen Innenministeriums an alle Bezirksämter, Polizeipräsidien und Polizeidirektionen zur “sofortigen Überprüfung” der Judenkartei. “Zum 20. Oktober ist (…) Vollzugsmeldung zu erstatten.”
Anweisung der NSDAP-Gauleiter Badens und der Saarpfalz an die Innenministerien, alle „Volljuden" aus Baden, der Pfalz und dem Saarland auszuweisen
Deportation von mehr als 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs; sieben Züge aus Baden fahren durch Freiburg und überqueren den Rhein bei Breisach; zwei Züge aus Saarpfalz fahren über Metz und Nancy nach Dijon; Zusammentreffen der neun Züge auf derselben Zugstrecke; Adolf Eichmann steht an der Demarkationslinie bei Chalon sur Saône, “Durchwinken” der neun Züge ins unbesetzte Frankreich; Weiterfahrt über Toulouse bis Oloron-Sainte-Marie; Ankunft im Lager mit Lastwagen
Deportation von 65 Jüdinnen und Juden aus Breisach sowie 47 Breisacher:innen aus anderen Orten Badens; weitere vier Breisacher wurden als Flüchtlinge in Frankreich in Gurs gefangen
Die Menschen aus dem ersten der neun Deportationszüge, die aus Mannheim stammen, werden vormittags in das Lager Gurs eingewiesen
Verlegung von etwa 4.000 Internierten aus dem überschwemmten Lager St. Cyprien nach Gurs
Verlegung von Häftlingen aus Gurs in die Lager: Rivesaltes, Noé, Récébédou u.a.
Hilfe und Rettung für die Kinder im Lager durch Hilfsorganisationen: Jüdisches Kinderhilfswerk OSE, CIMADE, die Quäker, Schweizerische Kinderhilfe u.a.
Erste sogenannte „Judenrazzia“ in Paris
Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion, Brechung des Nichtangriffspakts; Beginn eines “Vernichtungskrieges”
Deutsche Kriegserklärung an die USA
Auf der Berliner „Wannsee-Konferenz“ werden die Planungen und Verantwortlichkeiten für die sogenannte “Endlösung” festgelegt, die Ermordung der europäischen Juden; der Völkermord hat bereits begonnen
OSE organisiert Verstecke für jüdische Kinder bzw. ihre Flucht in die Schweiz
Der erste Transport (convoi) mit 1.118 vorwiegend ausländischen jüdischen Männern verlässt die „besetzte Zone“ Frankreichs nach Auschwitz-Birkenau
Deportation eines Teils der am 22.10.1940 in Baden zurückgebliebenen Jüdinnen und Juden über Stuttgart nach Theresienstadt
Razzia Vélodrome d’Hiver in Paris: französische Polizisten nehmen mehr als 13.000 Jüdinnen und Juden fest, darunter mehr als 4.000 Kinder; wenige Tage später werden sie von den Deutschen nach Auschwitz deportiert
Erster Transport nicht-französischer Juden aus der „unbesetzten Zone“ Frankreichs in das Vernichtungslager Auschwitz
Erster Transport mit badischen Jüdinnen und Juden nach Auschwitz-Birkenau, Ermordung am 12.8.1942 im “Weißen Haus” in Birkenau
Britische und US-amerikanische Truppen landen in Nordafrika
Besetzung des „freien Frankreichs“ durch die deutsche Wehrmacht und Erweiterung der italienischen Zone durch die Königliche italienische Armee
Zwei Deportationszüge von Drancy in die Vernichtungslager Sobibor und Majdanek
Besetzung der italienischen Zone Frankreichs durch die Wehrmacht; Razzien gegen jüdische Flüchtlinge
Die Résistance befreit das Lager Gurs, in dem sich noch etwa 100 Internierte befinden
Beschluss zur Auflösung des Lagers Gurs durch die Vichy-Regierung
Landung der Alliierten in der Normandie
Landung der Alliierten in der Provence
Letzter Deportationszug aus Frankreich in das Konzentrationslager Buchenwald
Einmarsch der Alliierten in Paris
Kapitulation der deutschen Wehrmacht, Ende des 2. Weltkriegs in Europa; Besetzung und Teilung Deutschlands durch die Alliierten: USA, GB, Sowjetunion, Frankreich
Schließung und Auflösung des Lagers Gurs
Gründung der Bundesrepublik; Teilung in BRD und DDR
Karlsruhe: Gründung der badischen Initiative zur Rettung des Lagerfriedhofes Gurs
Gurs: Einweihung des erneuerten Friedhofs für die Deportierten
Einweihung der Gedenkhalle auf dem Lagergelände in Gurs
Veröffentlichung des “Mémorial de la Déportation des Juives de France” mit allen Namen der in der Gefangenschaft verstorbenen und aus Frankreich deportierten Jüdinnen und Juden (73.853 Deportierte) durch Serge Klarsfeld und den Verein “Söhne und Töchter der Deportierten Juden aus Frankreich” (FFDJ)
Gründung des Vereins “L'Amicale du camp du Gurs” (Freunde des Lagers Gurs)
Gurs eine der drei „Nationalen Gedenkstätten“ Frankreichs in Erinnerung an die rassistischen Verbrechen in der Zeit des Zweiten Weltkrieges; künstlerische Gestaltung von Dani Karavan
Gründung des „Ökumenischen Jugendprojektes Mahnmal zur Erinnerung an die am 22. Oktober 1940 deportierten badischen Jüdinnen und Juden“; Einweihung des Gedenksteins in Breisach
Einweihung des Mémorial de la Shoah in Paris, zentraler Gedenkort an den Holocaust in Frankreich; auf der Wand Namen stehen auch die Namen der Breisacher Jüdinnen und Juden, die aus Frankreich deportiert wurden
Eröffnung der „Allee der Internierten“ am Südeingang des Lagers Gurs