Blaues Haus Breisach

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Nationalsozialismus
in Breisach

Die Anfänge bis 1938

Trotz übergreifender Entwicklungen und Strukturen hatte die Herrschaft des Nationalsozialismus in jedem Ort ein anderes ‘Gesicht’: Auch von lokalen Gegebenheiten hing ab, wie stabil und populär die NS-Diktatur war, wie sie ihre Macht nach der Machtübertragung an Adolf Hitler im Januar 1933 entfalten konnte, wie viel Zustimmung sie erfuhr, wie grausam die Unterdrückung der Bevölkerung war, wie viele Opfer der Naziterror vor Ort hatte und wie stark eine Gemeinde vom späteren Krieg (September 1939 bis Mai 1945) betroffen war. Neben der geographischen Lage unterschieden sich die lokalen Verhältnisse in Hinsicht auf die soziale, wirtschaftliche und konfessionelle Struktur wie auch politische Traditionen. Solche Unterschiede konnten selbst in direkter Nachbarschaft recht groß sein, vergleicht man etwa Breisach und Ihringen.

Breisach hatte 1933 ca. 3.400 Einwohner. Es war eine weit überwiegend katholische Stadt mit einem dichten Netz an katholischen Vereinen und Verbänden und einer bis 1933 starken Zentrumspartei (politische Vertretung deutscher Katholiken). Diese repräsentierte alle sozialen Schichten. Die NSDAP wurde in Breisach erst Ende 1930 gegründet und hatte bis Anfang 1933 nicht mehr als 20 % der Wählerstimmen. Vergleicht man diese Ergebnisse mit dem nahegelegenen Ihringen, zeigt sich, dass das protestantische und stärker ländlich geprägte Dorf sehr früh eine hohe Dominanz der NSDAP hatte. Schon vor Januar 1933 übten deren Gruppierungen Gewalt gegen politische Gegner und die jüdischen Bürger aus.

Prägend für Breisach war außerdem, dass es keine ausgeprägte Industriestruktur und keine damit einhergehende Arbeiterbewegung hatte. Bis 1933 hatte der Ort aber eine traditionsreiche jüdische Gemeinde. Während es 1933 etwa im Elztal gar keine solche Gemeinde gab und die Freiburger Jüdische Gemeinde etwa 1 % der Stadtbevölkerung ausmachte, lag der Anteil in Breisach mit 250 Mitgliedern bei 7 % der Bürgerschaft. Sie waren fest im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben verwurzelt. Schließlich war Breisach noch stark durch die Lage als Grenzstadt zu Frankreich geprägt.

Abb.: 1. Mai-Feier 1933 im Grünele mit Münster St. Stephan im Hintergrund.
Der Aufmarsch demonstriert die neuen Machtverhältnisse.

Den Kampf um die Macht führte die NSDAP in Breisach energisch, zunächst jedoch aus einer deutlichen Minderheitenposition heraus. Sofort zielte sie auf die Absetzung des Bürgermeisters Adolf Meyer (Zentrumspartei) ab, der zu diesem Zeitpunkt schon 24 Jahre im Amt war. Erste Attacken gegen ihn wurden im März 1933 gestartet. Er wurde mit falschen Beschuldigungen unter Druck gesetzt und Ende Juli 1933 sogar kurzzeitig von einem SS-Trupp in “Schutzhaft” genommen. Schließlich verließ Bürgermeister Meyer Breisach und wurde im Oktober 1933 in den Ruhestand versetzt.

Bereits Ende März 1933 war der NSDAP-Gemeinderat Josef Bowe als Bürgermeister-Stellvertreter eingesetzt worden. Unter anderem wegen Zerwürfnissen unter den örtlichen Nazi-Führern führte er die Geschäfte recht lang: Erst im Juni 1934 bekam Breisach mit Franz Herr einen neuen Bürgermeister.  Ähnlich wie gegen Meyer gingen die Nationalsozialisten auch gegen die demokratischen Gemeinderäte vor. Sie wurden ab März 1933 zum Rücktritt gedrängt, darunter Hermann Bähr, Heinrich Ullmann, Karl Braun und der Verleger Karl Maier. Ab Ende August 1933 war der Breisacher Gemeinderat vollständig in den Händen der NSDAP.

Die rücksichtslose “Gleichschaltung” betraf auch die Vereine. Der größte und einflussreichste Verein war der Katholische Gesellenverein. Sein Beispiel zeigt, wie es nach Anfeindungen, Verboten, Hausdurchsuchungen bei Vorstandsmitgliedern und Beschlagnahmungen zu Auflösungserscheinungen kam. Ab Oktober 1934 arbeitete der Gesellenverein zunehmend im Untergrund. 

Adolf Hitler und führende Spitzenpolitiker des Reiches besuchten mehrfach zwischen 1938 und 1940 Breisach.

Abb. links: Adolf Hitler fuhr am 28. Juni 1940 auf der Rückkehr von einer “Ausfahrt” in das Elsass durch Breisach. Sein Wagen wurde von sieben weiteren begleitet, in denen Spitzenpolitiker des Reiches saßen. Sie hielten sich vom 27. Juni bis 5. Juli 1940 im Führerhauptquartier “Tannenberg” auf dem Kniebis auf.