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zu den Deportationen der Badischen Jüdinnen und Juden am Beispiel Breisach. Breisach – Gurs – Auschwitz 1940–1942. Ein Forschungsprojekt des Blauen Haus Breisach im Rahmen der Bundesförderung Jugend Erinnert
Das digitale Handbuch „SPURENSUCHE GURS“ richtet sich an Lehrende, Studierende, Schüler:innen und Lokal- und Regionalforscher:innen. Es ist nützlich auch für alle, die sich zum Beispiel auf eine Gedenkstättenfahrt nach Gurs oder Auschwitz vorbereiten möchten. Es beruht auf jahrelanger wissenschaftlicher Forschung und Vermittlungspraxis, ist aber nicht im Stil einer wissenschaftlichen Studie verfasst.
Das Handbuch thematisiert am Beispiel Breisachs das Schicksal der Badischen Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit. Es möchte durch den exemplarischen Charakter auch Impulse für die Forschung in anderen, insbesondere badischen Gemeinden geben. Im Zentrum stehen die Deportationen ins südfranzösische Lager Gurs im Oktober 1940. Das Handbuch bietet jedoch noch vieles mehr. Zunächst wird die lange Geschichte der Jüdischen Gemeinde vorgestellt und dabei auch auf die Bedeutung des „Blauen Hauses“ eingegangen. Daran schließen sich ein kurzer Abriss der Geschichte Breisachs im Nationalsozialismus sowie die zunehmende Ausgrenzung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden an, die im Novemberpogrom 1938 eskalierten. Mehrfach kommen Besonderheiten Breisachs zur Sprache, etwa die durch die Grenzlage im Krieg erfolgten Evakuierungen der Bevölkerung 1939/40 oder die kurzzeitige „wilde“ Deportation der Jüdinnen und Juden ins elsässische Rouffach im Sommer 1940.
Das daran anschließende Kapitel stellt die Deportationen aus mehr als 130 badischen Orten im Oktober 1940 dar. Auf der Grundlage von umfangreicher Detailrecherche wird erstmals in einer animierten Grafik gezeigt, an welchen Orten die Jüdinnen und Juden gesammelt und auf welchen Strecken sie dann mit Zügen nach Südfrankreich gebracht wurden. Daran schließt sich eine Beschreibung des Lagers Gurs und des Leidensweges der Gefangenen an. Beides wird auch anhand von überlieferten Briefen deutlich gemacht, die Internierte, die aus Breisach stammten, von dort an Verwandte und Freunde verschickten. Sowohl für das Überleben im Lager als auch für eine Befreiung aus dem Lager waren verwandtschaftliche, lokale wie internationale Hilfsnetzwerke wichtig. Ein Teil der Deportierten, insbesondere Kinder, gelangte in Freiheit, konnte versteckt werden und später in andere Länder wie die Schweiz und die USA emigrieren. Ein anderer Teil der Deportierten starb im Lager Gurs oder in anderen Lagern in Südfrankreich. Die Mehrheit der Deportierten wurde ab August 1942 nach Auschwitz-Birkenau gebracht und dort ermordet. Zu diesem Zeitpunkt hatten auch in Frankreich die Deportationen in die Tötungszentren der Nationalsozialisten im besetzten Polen eingesetzt. Das Handbuch zeigt Spuren dieser Breisacher:innen in der heutigen KZ-Gedenkstätte Auschwitz auf. Während Opfern und ihren Helfer:innen ein Gesicht gegeben wird, werden auf der anderen Seite auch Täter der Verfolgung, Deportation, Ausraubung und Vernichtung von der Reichs- bis zur Breisacher Ebene benannt.
Daran schließen sich Porträts von einzelnen Jüdinnen und Juden an, die Verfolgung und Krieg überlebten und wieder in das zerstörte Breisach kamen: entweder nur besuchsweise oder aber, um wieder hier zu leben. Durch die erzwungene Emigration sowie die Deportationen war die Jüdische Gemeinde jedoch ausgelöscht.
Es stellt sich die Frage, wie die Breisacher Stadtgesellschaft nun mit dieser Geschichte umging und welche Erinnerungs- und Gedenkkultur sich herausbildete. Zu einem wichtigen Kristallisationspunkt wurde Jahrzehnte später der 1998 gegründete „Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach e.V.“ mit seiner Gedenk- und Bildungsstätte „Blaues Haus“. Im letzten Kapitel werden dessen reichhaltige Angebote vorgestellt, die von einem Archiv über eine Bibliothek, Workshops und Bildungsmaterialien bis hin zu digitalen Angeboten reichen. In diesem Teil finden sich auch eine Literaturliste, ein Glossar zum Handbuch und ein Zeitstrahl.
Das Handbuch soll vielen interessierten und kreativen Nutzer:innen helfen, einen Zugang zu dem Thema der jüdischen Gemeinde in Breisach und zu ihrer Verfolgung und Auslöschung unter der Diktatur der Nationalsozialisten zu finden. Kommentare dazu sind erwünscht.
Vom Handbuch soll ein Impuls ausgehen, gemeinsam mit vielen anderen Interessierten weiterhin offene Forschungsfragen zu erörtern und zu beantworten: zu den Vorbereitungen der Deportation nach Gurs, zu den vielen Verantwortlichen in den unterschiedlichen Funktionen und zur Deportation der Breisacher Jüdinnen und Juden nach Rouffach.
Eine detaillierte Darstellung der einzelnen Lebenswege aller Mitglieder der Breisacher Jüdischen Gemeinde steht noch aus.
Die Jüdische Gemeinde in Breisach bis 1933
ZUM KAPITELRedaktion
Dr. Bernd Hainmüller
Olivia Schneller
Dr. Christiane Walesch-Schneller
Dr. Gabriele Valeska Wilczek
Recherche und Lektorat:
Dr. Heiko Wegmann
Webdesign / Motion:
STARKAD
Übersetzung ins Englische:
Dr. Stephen Grynwasser, Wien
Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach e.V.
c/o Dr. Christiane Walesch-Schneller
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